Die Bilanzsumme ist kräftig gewachsen. Bei den Geschäftsstellen bleibt erst mal alles beim Alten, eine Fusion ist nicht geplant und auch Negativzinsen soll es keine geben – dafür hat sich in Sachen Personal einiges getan. Das alles wurde bei der Bilanzpressekonferenz der Raiffeisenbank im Kreis Calw deutlich.
Auf Wachstumskurs – so könnte man die Entwicklung der Raiffeisenbank im Kreis Calw in wenigen Worten vielleicht am besten beschreiben. Und: "Wir geben weiterhin Gas", bekräftigte Vorstandssprecher Gerd Haselbach bei der Bilanzpressekonferenz in Neubulach. Kein Wunder also, dass Vorstand Karlheinz Walz die mehr als 200 Jahre alte moderne Genossenschaftsidee als "alt, aber nach wie vor sexy" bezeichnet.
Bilanz
Im Vergleich zu 2018 stieg die Bilanzsumme um knapp 6,8 Prozent und belief sich somit zum 31. Dezember 2019 auf rund 536 Millionen Euro. Noch besser sah es im Kreditgeschäft aus: War 2018 noch ein Wachstum von rund fünf Prozent zu verzeichnen, so verdoppelte sich dieser Wert 2019 auf knapp elf Prozent – "sowohl im Privat-, wie auch im Firmengeschäft", wie Haselbach erläuterte. Die Summe: Rund 361 Millionen Euro an Krediten wurden vergeben. Der Zinsüberschuss lag bei etwa 10,5 Millionen Euro (knapp 200 000 Euro mehr als 2019), der Jahresüberschuss nach Steuern bei rund 1,85 Millionen Euro (ein Plus von knapp 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr).
Für die mehr als 10 000 Mitglieder der Raiffeisenbank fiel eine Dividende von 4,5 Prozent (rund 311 000 Euro) ab. "Uns geht es gut und wir wollen auch wieder etwas zurückgeben", meinte Haselbach dazu.
Personal
Wachstum gab es auch beim Personal. So beschäftigte die Raiffeisenbank zum Jahresende insgesamt 107 Mitarbeiter, davon neun Auszubildende. Elf zusätzliche Stellen wurden somit 2019 geschaffen.
Neu besetzt wurden 2019 auch die Positionen Leitung Privat- sowie Leitung Firmenkundenbank. Der 38-jährige Tobias Vosseler kümmert sich seit April mit einem Team von sieben Mitarbeitern um Firmenkunden. Gerade in Sachen Digitalisierung werde "der Markt immer undurchsichtiger", führt Vosseler aus. Hierbei gelte es, beratend zur Seite zu stehen. Das Kreditgeschäft sei zwar "unser Anker", dennoch sollen auch weitere digitale Produkte an den Markt gebracht werden. Tobias Mohn, 45 Jahre alt, ist seit Oktober für die Privatkunden zuständig. Er zeichnet für alle Filialen sowie den Bereich Bauen und Wohnen verantwortlich. Wichtig ist ihm, "in der digitalen Welt den persönlichen Kontakt nicht zu verlieren" – und "dass Geld anlegen wieder Spaß macht". Dazu würden verschiedene Geldanlagekonzepte ausgearbeitet.
Darüber hinaus werde ab Juli dieses Jahres ein eigener Gutachter für Immobilien tätig; ferner gebe es zwei Berater, die sich nur um die Jugend kümmerten.
Die Mitarbeiter absolvierten im vergangenen Jahr übrigens insgesamt 659 Schulungs- und Trainingstage.
Und auch "2020 wird kräftig in Personal investiert", verriet Haselbach. Beispielsweise würden erstmals fünf statt wie sonst drei oder vier Auszubildende eingestellt.
Geschäftsstellen
Unter anderem sieben Geschäftsstellen und vier Selbstbedienungs-Filialen unterhält die Raiffeisenbank. Und dabei soll es derzeit bleiben. "Wir sind da erst Mal durch", meinte Haselbach mit Blick auf die Schließung von Geschäftsstellen oder Veränderungen der Öffnungszeiten. Auch gebe es ein klares "Bekenntnis zum Standort Ebhausen". Dort soll die zukünftige Geschäftsstelle in die Neugestaltung des ehemaligen Bahnhofsplatzes integriert werden; das momentan noch genutzte Gebäude steht zum Verkauf.
Spenden und Aktionen
Mehr als 50 000 Euro spendete die Raiffeisenbank in diesem Jahr aus den Mitteln des VR-Gewinnsparens. "Das liegt uns sehr am Herzen", betonte Vorstand Walz. Das Geld kam Menschen in Not sowie gemeinnützigen Einrichtungen und Vereinen in der Region zugute. Insgesamt wurden seit 2007 rund 438 000 Euro vergeben.
Im Jahr 2019 ging darüber hinaus der erste Spender aus der DKMS Registrierungsaktion im Herbst 2018 hervor. Dieser spendete seine Stammzellen an einen an Leukämie erkrankten Menschen.
Neu ins Leben gerufen wurde 2019 das Forum "Firmenkunden – erfolgreich Zukunft gestalten", das auch in Zukunft fortgesetzt werden soll.
Beim Fotowettbewerb für den Jahreskalender 2020 mit einer Auflage von rund 10 000 Exemplaren wurden 109 Bilder eingereicht, aus denen eine Jury die zwölf besten auswählte. Eine Aktion, die "hervorheben soll, wie schön unser Ländle ist", erklärte Walz. Dies soll für das kommende Jahr fortgesetzt werden, diesmal mit dem Motto "Mein schönster See in Baden-Württemberg".
Ausblick
Auch in Zukunft will die Raiffeisenbank im Kreis selbstbestimmt bleiben. Dafür werde eine "Strategie 2030" entwickelt, um das "Haus langfristig auszurichten"; ein Zusammenschluss mit anderen Banken sei nicht geplant. "Wir werden immer größer – und das auch ohne Fusion", bekräftigte Haselbach. Die Bank befinde sich nicht auf dem Rückzug sondern auf Wachstumskurs.
Negativzinsen soll es bis auf weiteres ebenfalls keine geben: "Wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, niemals", unterstrich der Vorstandssprecher. Stattdessen sei ein Anlageprodukt für Firmenkunden geplant, für das möglicherweise sogar eine kleine Verzinsung in Frage komme.
Nicht zuletzt plant die Raiffeisenbank künftig, in Immobilien zu investieren, um Wohnraum zu schaffen. Eine Satzungsänderung bei der Generalversammlung im vergangenen Jahr habe dies ermöglicht.