Bange machen gilt nicht – unter dieses Motto hätte man den Festakt stellen können, mit dem die Raiffeisenbank im Kreis Calw (Raiba) ihr 125-jähriges Bestehen feiert.
Neubulach. Denn die Herausforderungen sind gewaltig. Dazu gehört die Digitalisierung, die, wie Vorstand Dietmar Hinger sagte, hohe Investitionen und einen großen Aufwand an Schulungen erfordern. Dann die zunehmende Regulatorik, die die kleinen Banken härter trifft als große Häuser, für die sie an sich gedacht war. "Das treibt mich mit Sorge um", so Vorstandssprecher Gerd Haselbach. Und sie könne durchaus dazu beitragen, das genossenschaftliche Erfolgsmodell zu gefährden, wie Gerhard Schorr, Direktor des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands meinte.
Und dann ist da noch die Niedrigzinsphase, die dem Sparer nichts mehr lässt und auf die Erträge der Banken drückt. Schorr sprach da gar von ökonomischem Wahnsinn und zitiert Finanzminister Wolfgang Schäuble, der am Ende die Demokratie gefährdet sieht, wenn es auf Dauer fürs Geld nichts mehr gibt.
Fuchtel hat zwei Trostpflästerchen dabei
Da hatte der Parlamentarische Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel (CDU) wenigstens zwei Trostpflästerchen dabei. Seine Partei plane keine weiteren Gesetze für die Banken und in Europa habe sich die Wirtschaft so weit erholt, dass bei den Zinsen das schlimmste wohl überwunden sei.
Bei der Raiba blickt man denn auch mit Zuversicht in die Zukunft. Denn, so Schorr: "Angst ist ein ganz schlechter Ratgeber". Und das ist keineswegs ein Pfeifen im dunklen Wald. Denn trotz der anhaltend niedrigen Zinsen ist es Haselbach, Hinger und ihren nahezu 100 Mitarbeitern gelungen, Jahr für Jahr überdurchschnittlich gute Zahlen vorzulegen.
Die Idee des Genossenschaftswesens, von der Unesco als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt, hat sich, da waren sich die Redner einig, im Laufe der Zeit stets neuen Entwicklungen angepasst. "Einer für alle – alle für einen" laute das Motto. Die Idee ist geprägt von Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung.
Dazu gehört auch noch immer der persönliche Kontakt und das Gespräch mit dem Kunden, das für Haselbach stets im Mittelpunkt des Handelns steht – auch wenn immer mehr Menschen mit Laptop und Smartphone ihre Bankgeschäfte tätigen. Aufsichtsratsvorsitzender Markus Wendel warnte gar in einer von Marketingleiterin Inken Häfele moderierten Gesprächsrunde vor einer "digitalen Besoffenheit".
"Persönliche Beziehungen sind durch nichts zu ersetzen", heißt es denn auch in der vom früheren Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Schabert zusammengestellten Chronik. Ganz bewusst werden in dem modern und ansprechend gestalteten Heft dabei Kunden und Mitglieder in den Vordergrund gestellt.
Raiba schreibt eine Erfolgsgeschichte
Mit Blick auf die Historie der Raiba sprach Neubulachs Bürgermeisterin Petra Schupp von einer Erfolgsgeschichte. Insbesondere habe die Bank viele soziale Projekte gefördert. Im Rahmen der Aktion "Herzenssache" spendete das Institut anlässlich des 125-jährigen Bestehens 12 500 Euro für die Kinder- und Jugendarbeit in der Region.
Schabert hat die Geschichte des Hauses in 12,5 Kapiteln zusammengefasst. Das Institut, so heißt es dort, ist aus mehr als zwei Dutzend ländlichen Spar- und Darlehenskassen hervorgegangen. Ein großer Teil wurde 1892 gegründet, der Darlehenskassen-Verein Rohrdorf ist sogar noch ein Jahr älter.
Seit 1965 ist die Bank in Calw vertreten. 1978 schloss sich die Raiffeisenbank Neubulach mit dem Calwer Schwesterinstitut zusammen. Um ein paar zehntausend Mark Steuern zu sparen kam der Sitz nach Neubulach. Dadurch wurde die Bergwerkstadt zum Bankenplatz.
Im Geschäftsjahr 2016 hat die Raiffeisenbank im Kreis Calw eine Rekordbilanzsumme von knapp 450 Millionen Euro erwirtschaftet, zählt nahezu 10 000 Mitglieder und betreut rund 20 000 Kunden.