Herausforderungen gibt es mehr als genug

Finanzen | Volks- und Raiffeisenbanken legen solide Zahlen für 2016 vor / Veränderungen durch Digitalisierung der Branche

Die Vorstände der Volks- und Raiffeisenbanken im Kreis Calw – (von links) Gerd Haselbach (Raiffeisenbank Kreis Calw), Jörg Stahl (Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg) und Christian Radde (Volksbank Nordschwarzwald) – sind mit den aktuellen Zahlen zufrieden. Foto: Bernklau

Schwarzwälder Bote, 15.03.2017 von Sebastian Bernklau

Es sind keine einfachen Zeiten für die Banken. Das gilt auch für die Volks-und Raiffeisenbanken im Kreis Calw. Trotzdem können diese für 2016 solide Zahlen vorweisen. Und sie sind sich sicher: Daran wird sich auch 2017 nichts ändern.

Nagold. Jörg Stahl ist kein Mann der vollmundigen Versprechungen. Aber ganz am Ende der Bilanzpressekonferenz für die Volks- und Raiffeisenbanken im Kreis Calw da wagt der stellvertretende Vorstandschef der Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg dann doch mal einen optimistischen Blick in die Zukunft: Man werde sich auch im Jahr 2017 – trotz aller Herausforderungen – solide weiterentwickeln, verspricht Stahl.

Und Herausforderungen gibt es für die Banker von der Volksbank Herrenberg-Nagold- Rottenburg, der Volksbank Nordschwarzwald und der Raiffeisenbank im Kreis Calw mehr als genug. Und nicht alle haben nur mit Geld zu tun.

Natürlich ist da die schon einige Jahre andauernde Niedrigzinsphase, die die Banken stark belastet, die Erlöse zurückgehen lässt. Die im Zusammenhang mit Negativzinsen eingeführten Verwahrentgelte wolle man nur bei Kommunen und größeren gewerblichen Kunden berechnen, kündigt Stahl an. Privatkunden blieben von diesen Entgelten erst einmal verschont. Beim Stichwort Herausforderungen fällt selbst bei der Bilanzpressekonferenz in Nagold der Name des US-Präsidenten Donald Trump. Dessen Handeln und Ankündigungen verunsicherten gerade die Geschäftskunden der Bankengruppe, die stark exportorientiert sind, berichtet Stahl. Und wenn er zum Thema der neuen Vorschriften und gesetzlichen Regelungen für die Banken kommt, dann muss er fast schon mit den Augen rollen. Das alles sei wirklich ein »Grauen«, ärgert er sich – wohl wissend, dass er daran nichts wird ändern können.


Direkt umgehen müssen die Banker aus dem Kreis Calw dagegen mit dem Phänomen der Digitalisierung in der Branche. Denn die Kunden informieren sich immer mehr im Internet, erledigen ihre Finanzgeschäfte im Netz und erwarten auch von ihrer Bank digitale Lösungen. Bei den Volks- und Raiffeisenbanken im Kreis Calw liegt der Anteil der Menschen, die noch alles persönlich bei der Bank erledigen, bei 45 Prozent. Bis 2020 schrumpft der Anteil aber wohl auf 25 Prozent. Gut die Hälfte der Kunden nutzen sowohl Internet als auch den Besuch bei der Bank, um ihre Finanzgeschäfte zu erledigen. Da soll der Anteil bis in drei Jahren auf 60 Prozent steigen. Der Anteil derer, die alles online erledigen, liegt derzeit bei fünf Prozent, dürfte aber wohl bald auf 15 Prozent steigen.


Die Folge: Immer weniger Menschen gehen persönlich zur Bank. Dadurch müssen sich die  Banken immer wieder die Frage stellen, ab welcher Frequenz sich eine volle Geschäftsstelle mit Personal noch oder nicht mehr lohnt. Eine Entwicklung, von der auch die Volks- und Raiffeisenbanken nicht verschont bleiben. Trotzdem habe man immer noch ein sehr dichtes Geschäftsstellennetz in der Region, gibt Christian Radde, Vorstand der Volksbank Nordschwarzwald, zu bedenken.

Aller solcher Herausforderungen zum Trotz bewegt sich das Schiff der Volks- und Raiffeisenbanken im Kreis Calw in einem ruhigen Fahrwasser. Die bei der Pressekonferenz in Nagold vorgestellten Zahlen sind überwiegend positiv. Die Bilanzsumme des Verbandes erhöhte sich 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 0,1 Prozent auf 3,058 Milliarden. Bei den Kundenkrediten legte man um 66 Millionen Euro oder 3,1 Prozent auf 2,246 Milliarden zu.

Um 1,9 Prozent oder 67 Millionen Euro ging es bei den betreuten Kundeneinlagen nach oben. Einen kräftigen Sprung nach oben machte man bei den Lebensversicherungen. Da steht ein Plus von 2212 Verträgen in den Büchern. Draufgesattelt hat man bei der Bankengruppe auch beim Eigenkapital. Das liegt um 2,2 Prozent oder 4,2 Millionen Euro über dem Vorjahresniveau. Eine Zahl, über die sich Jörg Stahl besonders erfreut zeigte. »Mit der Kapitalisierung haben wir jedenfalls keine Probleme «, betonte der Bankvorstand.

Negatives gab es beim Thema Bausparen zu vermelden. Da sackte die Zahl der Verträge kräftig ab. Und auch beim Immobilienumsatz steht ein dickes Minus von fast 25 Prozent.

Alles in allem sind die Zahlen der drei Banken so, dass man sich – aller Herausforderungen zum Trotz – in den Vorstandsetagen keine großen Sorgen um die Zukunft macht. Und auch für 2017 mit einem vorzeigbaren Ergebnis rechnet.