In einem anhaltend ungünstigen Umfeld hat sich die Raiffeisenbank im Kreis Calw eG (Raiba) im Geschäftsjahr 2016 gut behauptet.
Neubulach. Vorstandssprecher Gerd Haselbach zeigte sich »sehr, sehr zufrieden«. Das erwirtschaftete Ergebnis sei ordentlich. Überdurchschnittlich gewachsen ist die Bank im Kreditgeschäft mit Privatkunden. Hier legte die Raiba um 14,4 Prozent auf gut 188 Millionen Euro zu. Diese Entwicklung sei erstaunlich, weil im Frühjahr 2016 die Wohnimmobilienkreditrichtlinie eingeführt worden sei. Sie sollte an sich verhindern, dass sich Häuslebauer bei der Finanzierung ihres Eigenheims übernehmen. Sie hat zunächst dazu geführt, dass sich viele Banken bei der Kreditvergabe in diesem Bereich sehr restriktiv verhalten haben.
Die Sonderentwicklung bei der Raiba führt Haselbach auf die individuelle Betreuung der Kreditnehmer zurück. »Wir kennen unsere Kunden«, ergänzt Vorstand Dietmar Hinger. In einem kleineren Haus könne eine allzu formalisierte Vorgehensweise vermieden und individuell auf die Kundschaft eingegangen werden. Das Wachstum sei zudem auf Weiterempfehlungen zurückzuführen.
Die Kredite an Firmenkunden blieben mit 90,7 Millionen Euro nahezu unverändert. Die Kundeneinlagen legten gegenüber 2015 um 1,4 Prozent auf knapp 377 Millionen Euro zu. Die Bilanzsumme wuchs um gute vier Prozent auf 470,1 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss nach Steuern blieb mit 1,611 Millionen Euro um knapp drei Prozent unter Vorjahresniveau. Nach einem Beschluss des Aufsichtsrats wird der Generalversammlung eine Dividende von 4,5 Prozent vorgeschlagen. In den Jahren zuvor hatte sie sechs Prozent betragen. »Auch wir müssen kleinere Brötchen backen«, so Hinger. Denn die rückläufige Zinsspanne drückt auf die Erträge, zugleich steigen durch die zunehmende Regulatorik die Sach- und Personalkosten. Durch die Kürzung der Dividende spare die Bank jährlich 140 000 Euro ein.
Mit Blick auf 2017 erwarten die beiden Raiba-Chefs erneut ein ordentliches Ergebnis. Beim Zinsüberschuss, der 2016 wegen des Kreditwachstums auf nahezu 9,97 (2015: 9,8) Millionen Euro zugenommen hatte, wird ein Rückgang um 200 000 Euro erwartet.
Die Politik des billigen Geldes der Europäischen Zentralbank (EZB) hält der Raiba- Vorstand für falsch. Hinger: »Damit wird dokumentiert, das Geld nichts mehr wert ist.« Letztlich komme der deutsche Sparer für die Krisen in anderen EU-Ländern wie Griechenland und Italien auf. Auf mittlere Sicht sei mit einer Zinswende nicht zu rechnen.
Dadurch bleibe die Situation schwierig. Neue Geschäftsfelder seien schwer zu generieren, an der Gebührenschraube lasse sich nicht endlos drehen und wegen der verschärften gesetzlichen Bestimmungen und des steigenden Beratungsbedarfs sind Kostensenkungen Grenzen gesetzt. Dennoch gehen Haselbach und Hinger davon aus, auch über das Jahr 2017 die Mindestanforderungen erfüllen zu können.
Die Bank steht im Laufe des Jahres vor einer Umstrukturierung. Die Aufteilung in die beiden Teilmärkte Neubulach/Ebhausen und Calw wird aufgegeben. Es entsteht eine Firmenkundenbank, die von Rainer Klumpp geleitet wird, und eine Privatkundenbank, für die Karlheinz Walz verantwortlich zeichnen wird. Dadurch soll der zunehmenden Spezialisierung im Bankgeschäft Rechnung getragen werden. An eine Schließung von Geschäftsstellen ist derzeit nicht gedacht.
Die Raiffeisenbank im Kreis Calw hat 2016 nicht nur rund eine Million Euro Steuern bezahlt, sondern auch mehr als 48 000 Euro für karitative, soziale und gemeinnützige Einrichtungen in der Region ausgegeben. So flossen 5000 Euro im Rahmen einer Mitarbeiteraktion an sieben Vereine (wir berichteten) und knapp 8400 Euro wurden für die fünf VRmobile der Raiba ausgegeben.