Trotz Herausforderungen gelassen

Gehen gelassen in die Zukunft: die Bankvorstände (von links) Fritz Kiefer, Jörg Stahl und Gerd Haselbach Foto: Bernklau Foto: Schwarzwälder Bote

Schwarzwälder Bote, 19.03.2019 von Sebastian Bernklau

Die Zeiten in der Wirtschaft und vor allem in der Politik sind turbulent, die Herausforderungen Richtung Zukunft groß. Doch für die Volks- und Raiffeisenbanken im Kreis Calw kein Grund, unruhig zu sein. Mit guten Zahlen aus 2018 im Rücken gehen die Bosse der Volks- und Raiffeisenbanken gelassen ins Geschäftsjahr 2019.

Kreis Calw. Vier selbstständige Banken haben sich zur Bezirksvereinigung Calw der Volks- und Raiffeisenbanken zusammengeschlossen: die Raiffeisenbank im Kreis Calw (im Raum Calw, Neubulach und Neuweiler aktiv), die Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg (im Raum Nagold, Wildberg und Haiterbach aktiv), die Volksbank Nordschwarzwald (im Raum Altensteig, Simmersfeld und Enzklösterle aktiv) und die Volksbank Pforzheim, die den Raum Bad Wildbad, Dobel und Schömberg abdeckt. Ohne die Volksbank Pforzheim betreut der Bankenverbund 34 666 Mitglieder.

Die Bilanzzahlen, die Jörg Stahl (Vorstandssprecher Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg), Gerd Haselbach (Raiffeisenbank im Kreis Calw) und Fritz Kiefer von der Volksbank Nordschwarzwald in Nagold präsentierten, zeigen einen Bankenverbund in ruhigem Fahrwasser mit fast durchweg positiven Zahlen – die übrigens alle ohne die Beiträge der Volksbank Pforzheim errechnet wurden.

Bei der Bilanzsumme konnten die drei Bankvorstände mit einem satten Plus von 4,9 Prozent aufwarten. In absoluten Zahlen bedeutet das eine Steigerung von 156 Millionen auf 3,35 Milliarden Euro. Auch im Bereich Kundenkredite geht der Pfeil nach oben. Da verzeichnete man ein Plus von 178 Millionen Euro auf 2,56 Milliarden, was eine Steigerung von 7,5 Prozent bedeutet. Dabei verteilen sich die Neugeschäfte ziemlich gleichmäßig auf Privat- und Firmenkunden.

Nach oben ging es auch bei den betreuten Kundeneinlagen – und zwar um 3,3 Prozent und 124 Millionen auf 3,86 Milliarden Euro. Dabei hat der Anteil der außerbilanziellen Einlagen leicht nachgelassen, während die bilanziellen Einlagen zugelegt haben.

Einen wahren Boom erlebten die Banken bei den Immobilien. Da schnellte der Umsatz regelrecht in die Höhe. Waren es 2017 noch 150 Objekte, die einen Umsatz von 29 Millionen generierten, verzeichnete man 2018 einen Umsatz von 48 Millionen Euro, die mit 207 Objekten erreicht wurden.

Und alle drei Banker waren sich darin einig, dass man auch noch mehr hätte erzielen können, hätte man die entsprechenden Immobilien an der Hand gehabt.

Das "zu unrecht schlecht geredete Bausparen" (Zitat Jörg Stahl) erlebte im Bankenverbund 2018 eine deutliche Aufwärtsentwicklung. Man verzeichnete 111 Verträge mehr als im Vorjahr mit einem um fast zehn Millionen Euro gesteigerten Volumen. Das Gesamtvolumen beläuft sich aktuell auf 135 Millionen Euro.

Minimal nach oben ging es bei den Neuabschlüssen für Lebensversicherungen. Bei 416 neuen Verträgen gab es ein Volumenplus von 2,7 Prozent oder 1,4 Millionen Euro. Das Eigenkapital konnte man auch steigern – um 2,4 Prozent auf 203 Millionen Euro. Die einzige negative Zahl, die die drei Bankvorstände präsentierten, bezieht sich auf den Wertpapierbestand. Der verringerte sich börsenbedingt von 949 Millionen auf 898 Millionen Euro.

Etwas abwärts ging es allerdings auch bei den Zahlen der Mitarbeiter beim Bankenverbund – von 571 im Jahr 2017 auf jetzt 553, davon 224 Teilzeitkräfte. 31 junge Menschen absolvieren derzeit eine Ausbildung.

Obwohl es immer schwieriger werde, Azubis zu finden, hat man im Bankenverbund die Zahl der Ausbildungsplätze erhöht. Grund dafür ist unter anderem das hohe Durchschnittsalter bei den Banken. Das bedeutet, dass mittelfristig eine größere Zahl an Mitarbeitern in den Ruhestand geht. Und diese Abgänge gelte es dann zu kompensieren, so Jörg Stahl, der in diesem Zusammenhang eines versicherte: "Wir bilden aus, um zu übernehmen."

Derweil erleben die Mitarbeiter eine sich verändernde Bankenwelt – auch im ländlichen Raum. Immer weniger Kunden kommen zur Erledigung ihrer Bankgeschäfte in die Filialen, vieles verlagere sich auf digitale Möglichkeiten. Lediglich bei wichtigen Beratungen sei der Gang zur Bank noch üblich. "Das bedeutet also, dass wir uns zu einer Beratungsbank entwickeln werden", prognostiziert Jörg Stahl.

Echtzeit-Überweisung kommt noch 2019

Im gleichen Atemzug präsentierte Stahl die digitalen Angebote, die bei der Bankengruppe bereits im Einsatz sind oder in absehbarer Zeit zum Einsatz kommen. "Wir können viel, bloß viele wissen es nicht", kommentierte Stahl diesen Umstand mit einem Lächeln. Zu den Angeboten zählt etwa das Zahlsystem "Kwitt", der elektronische Kontoauszug oder das elektronische Postfach. Zudem werde man ab Mai dieses Jahres die schrittweise Einführung der Echtzeit-Überweisung angehen, kündigte er an.

Trotz all der neuen Entwicklungen und guten Zahlen aus dem Jahr 2018 spricht man im Bankenverbund für 2019 "nur" von einer "soliden Weiterentwicklung". Grund dafür sind Unsicherheitsfaktoren wie der Brexit, Handelskonflikte zwischen USA und China, Probleme in Europa und die Abkühlung des Wirtschaftswachstums. Aber auch die Herausforderungen der Digitalisierung müssten erst einmal gemeistert werden, machten die Bankchefs im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten deutlich.